VALTINCHE

"...von Leichen und lebenden Thieren..."



 
Nur eine Nebenbahn war das "Valtinchen", das vom 1. November 1900 bis zum 29. Mai 1960 zwischen Nierstein und Köngernheim pendelte.
Eigentlich hatte man ja Größeres im Sinn: Bereits 1840 plante der Eisenbahnpionier Friedrich List eine Bahn von Darmstadt nach Alzey - über Nierstein und Köngernheim. Die zu hohen Kosten für den Rheinübergang ließen dieses Projekt allerdings scheitern.
 
Der Bau verzögerte sich um ganze 60 Jahre; erste konkrete Plane für die Bahn gab es erst im Jahre 1890 wieder.
Weitere 10 Jahre vergingen bis zur feierlichen Eröffnungsfahrt (mit abschließendem Festmahl in der Niersteiner "Krone")
 
Meist waren 5 Personenzugpaare auf der Strecke unterwegs.
 


Größere Unfälle gab es in den 60 Betriebsjahren nicht (wenn man mal davon absieht, dass die Lokomotive eines Zuckerrübenzuges einmal in den Flügelsbach gefallen ist...).
Zu großer Ehre kam der Bahnhof Dexheim am 2. August 1957: Der Wahlkampfsonderzug des damaligen Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer wurde zur Übernachtung dort abgestellt.
 

Bahnhof Friesenheim
 
Den Beinamen "Valtinchen" erhielt die Bahn übrigens, weil sie die Milchkannentransporte des Fuhrmannes Valtin mitübernahm.
 
Literaturhinweise
Döhn, Hans Eisenbahnpolitik und Eisenbahnbau in Rheinhessen 1835-1914, Mainz 1957
Lang, Werner Demolierter Schienenstrang: Nierstein - Köngernheim, In: Mainz-Bingen: Heimat-Jahrbuch. - 23 (1979), S. 67-70